Das organisierte Verbrechen und andere Ordnungswidrigkeiten

Technisches K.O.

Überfliegen!

Star-Dienst

Die Vernissage

Wie ein Buch entsteht

Jenny Elvers als Paradigma

Wir brauchen eine neue Vergleichskultur

Die zehn besten Journalisten-Entführungen

Im falschen Wagen

Notiz: Idee für einen Kurzfilm

Die Kino-Hits des kommenden Sommers

OTZ-Kolumnen
Familienzeitung
Die weitere Evolution
Davon ausgehen
Steuererhöhungen
Büchermarkt
Buchmesse
Webmaster



Das organisierte Verbrechen und andere Ordnungswidrigkeiten

Die jüngste Kriminalstatistik ist erschreckend. In den letzten Jahren hat sich die Angst vor Verbrechen verfünffacht, die Angst vor Vergehen verdoppelt, lediglich die Angst vor Ordnungswidrigkeiten hat sich nur leicht erhöht. Besonders beunruhigend ist die Statistik über Gewaltverbrechensberichte. Ihr Anteil in der Tagespresse stieg auf 5 Prozent, in der Boulevardpresse sogar auf 18 Prozent. Das bedeutet insgesamt einen Anstieg auf 23 Prozent. Die Dunkelziffer wird auf das Dreifache geschätzt. Verbrechensschlagzeilen begegnet man an nahezu jeder Ecke während der Geschäftszeiten und nachts in vielen Hausfluren.
Drei von fünf Frauen trauen sich nachts nicht auf die Straße. Die anderen zwei trauen sich nicht nach Hause. Zehn Prozent lassen sich aus Angst vor Vergewaltigung nur von einem guten Freund heimbringen, der sie dann vergewaltigt. Frauenverbände beklagen, daß 80 Prozent aller Männer als potentielle Vergewaltiger einzustufen sind. 20 Prozent sind Vergewaltiger.
Die Polizei ist der Verbrechensbekämpfung nicht mehr gewachsen, hauptsächlich wegen der unzureichenden Ausrüstung. Handschellen können die Polizisten einem Verhafteten nur anlegen, wenn zufällig gerade ein Domina-Laden in der Nähe ist, wo sie welche beschlagnahmen können.
Budgetkürzungen verursachen, daß die Polizeifahrzeuge in beklagenswertem Zustand sind. Oftmals müssen Polizisten zum Tatort mit der Straßenbahn fahren, weil die Streifenfahrzeuge kein Benzin mehr haben oder nicht repariert werden können und zur Streifenfahrt geschoben werden müssen. Jeder dritte Autodiebstahl wird von einem Polizisten begangen, der damit die Streife antreten will. In einem Notfall ist es ratsam, die Polizei mit dem eigenen Auto abzuholen.
Um das Image der Polizei zu verbessern, startete die Innenministerkonferenz eine Plakat- und Anzeigenkampagne mit dem Slogan: Ich sage ja zu unserer Polizei—auch wenn sie fragt, ob ich mal etwas Kleingeld übrig habe.
Nach Angaben der Polizeigewerkschaft ist jeder siebente Polizist Alkoholiker. Das bedeutet, der Schnauzbart ist ein Filter für die Alkoholfahne.
Die Aufklärungsquote zu erhöhen verspricht die Zulassung des Lauschangriffs. Die neue Rechtslage gestattet es, bei Radarkontrollen nicht nur zu blitzen, sondern auch die Gespräche der Insassen abzuhören. So kommt man endlich nicht nur an die kleinen Fische heran, die zu schnell fahren, sondern gewinnt Aufschlüsse über die Hintermänner.
Einige Großstädte übernahmen aus New York das Prinzip Null Toleranz. Es basiert darauf, Verbrechensprävention zu betreiben durch die Verfolgung bereits kleinerer Straftaten wie etwa Schwarzfahren, da jemand, der vorhat, Fahrgäste auszurauben, kaum vorher ein U-Bahn-Ticket kauft. Das funktioniert auch in Städten ohne U-Bahn. Seitdem bezahlen viel mehr Ladendiebe das Parkplatzticket. Auch ihre Verfolgung ist leichter, wenn sie bei Rot an der Ampel warten. Das New Yorker Modell erleichtert den Polizisten auch die Orientierung in der Stadt, wenn die Straßen numeriert sind. Der Nachteil ist, daß gegen die Dealer vor der Schule nicht vorgegangen werden kann, wenn sie korrekt die Straße überquert haben und nicht mit dem Auto im Parkverbot stehen.
Immer mehr Fahrgäste verlassen vorsorglich die Straßenbahn oder den Bus, wenn gefährlich scheinende Personen zusteigen, um nicht wegen Unterlassener Hilfeleistung strafbar zu werden.
Die Ausbildung der Polizei hat sich indes weiter verschlechtert. Als Unterricht bekommen die Anwärter alte Derrickfolgen und Cobra Elf zu sehen. Die Polizeihunde sehen Kommissar Rex.
Ein weiteres Problem sind die jugendlichen Straftäter. Nicht ganz korrekt ist die Interpretation der Statistik, daß Straftäter immer jünger werden; es ist nur so, daß zwar immer Jüngere schon Delikte begehen, mit der Zeit dann allerdings auch älter werden. Viele von ihnen begehen Straftaten aus Langeweile, während sie auf ihren Prozeß von früheren Taten warten. Sie zu verhaften ist sehr schwierig, weil sie vom Jugendamt meistens sogleich wieder der Mutter zugesprochen werden, so daß die Vollzugsbeamten nur jedes zweite Wochenende vorbeischauen dürfen.
Als positive Tendenz weist die Kriminalstatistik in den Neuen Bundesländern eine gewachsene Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber ausländischen Mitbürgern auf, da durch ihre Präsenz die Gefahr vermindert wird, selbst zum Opfer von Gewalt zu werden.
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Technisches K.O.

Das ZDF brachte den Klitschko-Kampf zu Recht mitten in der Nacht, wenn die Kinder schlafen. Mitten in einem sportlichen Wettkampf, einem Ereignis, das normalerweise die Jugendlichen zu Gemeinschaftssinn bringen und von Drogen abhalten soll, fließt plötzlich Blut. Es rinnt aus einer Platzwunde des Favoriten, welcher Klitschko aus unserer Sicht zweifellos war, genaugenommen noch immer ist. Denn die Entscheidung zum Abbruch kam willkürlich, der Sieger wurde einfach ernannt. So was kannten wir bisher nur von der Präsidentschaftswahl. Passend zum Buchstart hat sich Klitschko eine Harry-Potter-Narbe zugezogen, die aus urheberrechtlichen Gründen ein leicht abgeändertes Aussehen haben muss. Jetzt können wir ihn endlich von seinem Bruder, dem anderen Klitschko, unterscheiden. Die Schumis können wir an der Farbe auseinanderhalten, bei den Klitschkos erfordert das hingegen ein Fan- oder Expertenwissen, über das wir nicht verfügen. Wir hegen nun die Erwartung, dass die Klitschkos im nächsten Werbespot die Milchschnitte zusammennähen. In Anbetracht der allgemeinen Lage war wohl nicht mehr drin gewesen für Klitschko. Als Ukrainer, für die Amerikaner also Russe, der in Deutschland wohnt, kann er vorerst nicht erwarten, in den USA zu gewinnen. Wenigstens kann er sagen, er wurde dort als Repräsentant der Bundesrepublik akzeptiert. Für die amerikanischen Fernsehzuschauer war das blutiger als der Irak-Krieg.
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Star-Dienst



Nachdem es lange Zeit so schien, als wolle die Zielgruppe nichts mehr für die Gesellschaft leisten, stellen wir eine Umkehr des Egoismus-Trends unter Heranwachsenden fest. Kids, Jugendliche und solche, die es geblieben sind, opfern sich wieder für die Gemeinschaft auf in einer neuen Form des Engagements, das noch in der Entwicklung begriffen ist, doch in einigen Jahren an die Stelle von Wehr- oder Zivildienst getreten sein dürfte. Denn wenn das Stargesearche in gleichbleibenden Zuwachsraten weitergeht, melden sich dann sämtliche jungen Menschen in Deutschland beim Casting zum Dienst als Star.
Bevor also die jetzigen Teenager in ein Berufsleben eintreten, müssen sie pflichtgemäß die Ruhm-Phase als Sänger, Model oder Typ absolvieren. Das Casting avanciert damit zur Schule der Nation, wo die Lümmel erst mal gelehrt werden, wie man sich in der Öffentlichkeit benimmt. Der zeitgemäße Drill, die uniformen Outfits, das Singen genormter Lieder, all das hat noch niemandem geschadet, und all das tun die Freiwilligen für uns.
Doch wissen wir es zu schätzen? Ihre Reputation sinkt besorgniserregend. Nicht umsonst wird Star Search von Nescafé unter dem bezeichnenden Motto „Nur nicht einschlafen!“ präsentiert.
Unsere Verantwortung gegenüber den Stars erschöpft sich nicht in bloßer, gelegentlicher Aufmerksamkeit. Es gibt bislang weder Betreuungsangebote für die Veteranen noch verbindlichen Richtlinien für die Einberufungen. Hier besteht Handlungsbedarf für die Bundesregierung, einheitliche Regelungen zu erlassen, wonach auf den Starkreiskommandos zu entscheiden ist, wer in welche Sparte soll, wer gleich einen Song aufnehmen darf oder wer erst ein paar Wochen im Container absitzen muss.
Unsere Kinder brauchen klare Perspektiven. Sonst versuchen sie, sich vor dem Star-Dienst zu drücken und gehen lieber in die Pantomime-Gruppe.
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Überfliegen!

Freunde der Literatur sind unschlüssig in der Entscheidung, was als besorgniserregender einzustufen sei, die Flut an Büchern oder der Mangel an Lesern. Doch Abhilfe ist in Sicht. Dank Elke Heidenreich und ihrer Sendung „Lesen!“ werden demnächst in den Läden nur noch diejenigen Bücher ausliegen, die von ihr empfohlen wurden, die aber dann von Allen gekauft werden.
Verlage, Vertreter und Händler werden sich bei der Planung ihrer Geschäfte bald nur noch von der Frage leiten lassen: „Was würde Elke Heidenreich dazu sagen?“ Der Versuch der Antwort führt direkt in die Mystik, weil das Elke Heidenreich selbst erst nach der Lektüre sagen kann, und dazu muss das Buch existieren. Zu Recht beschäftigt sie sich nicht mit Manuskripten, im Interesse der eigenen Sicherheit. Vermutlich werden künftig zunächst erst einmal Scheinauflagen herausgeben, damit Elke Heidenreich denkt, das Buch wäre erschienen, und ´reinschaut. Hält sie es in die Kamera, kann die Produktion anlaufen.
Ihr Erfolg liegt in ihrer Glaubwürdigkeit begründet, für welche es zwei Ursachen gibt. Anders als Marcel Reich Ranicki, bei dem man nicht auf Anhieb sagen konnte, ob er selbst spricht oder ein Komiker, der beim Promi-Boxen nicht zugelassen wurde, ist Elke Heidenreich nicht parodierbar, jedenfalls nicht für breite Bevölkerungsschichten auf dem Weg ins Showbusiness, so dass ihr allein dafür Kompetenz und Seriosität zugeschrieben werden. Außerdem verfolgt sie das Ansinnen, ihre Empfehlungen nicht für Kritikerkollegen, sondern für die Verkäuferin bei Tengelmann als Repräsentantin der normalen Leute abzugeben. Somit muss man, wenn man bei Tengelmann mit einer netten Verkäuferin ins Gespräch kommen möchte, den vorgegebenen Gesprächsstoff parat haben.
Dabei erhebt Elke Heidenreich gar nicht den Anspruch der Ausschließlichkeit; man darf auch noch andere Bücher lesen, kann aber dann ihr nicht die Schuld geben.
Es ist zu erwarten, dass nun noch weitere Büchersendungen auf uns zukommen. Es sollte unbedingt mindestens eine mit dem Titel „Nicht lesen!“ darunter sein, in der uns jemand vor Büchern warnt, die auf keinen Fall lesenswert sind und nur hinausgeworfenes Geld bedeuten. „Nur kaufen und verschenken!“ betrifft die meisten anderen Bücher und könnte die Branche retten. Die Nachmittagssendungen „Einfach lesen.“ sind für die Sender noch billiger als Talk- und Gerichtsshows. Auch auf die große Samstagabend-Unterhaltung lässt sich die Literatur anwenden. Bei den Casting-Shows wird getestet, wer von den Jungautoren am besten beim Publikum ankommt, der Sieger darf ein Buch schreiben. Die Verlierer müssen zum Bachmann-Wettbewerb.
Den bisherigen Schriftstellern verbleibt als letzte Möglichkeit zur Teilhabe an der medialen Wahrnehmung, sich öffentlich für ihre Bücher zu entschuldigen.
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Familienzeitung

Unser heutiger Bericht ergründet die Tiefen des Journalismus. Der mündige Medienkonsument reflektiert gern die Entstehung dessen, was für ihn hergestellt wird.
Journalist gilt als interessanter Beruf, so dass junge Menschen oft erwarten, etwas Interessantes zu tun zu kriegen, wenn sie sich dafür entscheiden. Früher haftete dieser Berufswahl der Hauch des Unseriösen an und verleitete Eltern zu der Frage, was sie falsch gemacht hätten, jedenfalls während der Übergangszeit, bis sie sich vollständig von der missratenen Brut losgesagt haben. Heute löst dieselbe Tatsache Stolz aus; die Eltern sind froh, wenn nicht Moderatorin oder Schlimmeres gewünscht wird. Andererseits sollten auch in einem solchen Falle Eltern zufrieden sein, dass überhaupt das Ergreifen eines Berufes als erstrebenswert angesehen wird.
Den Nachwuchsjournalisten schwebt das Bild des rasenden Reporters vor sowie des fachkundigen Redakteurs, der mit der Waffe des Wortes den Kampf um Wahrheit ficht. Und das bei einer richtigen Zeitung, am besten Frankfurter Allgemeiner oder Süddeutscher Zeitung, denn da schreibt man für die eigentliche Zielgruppe: die anderen Journalisten. Und es wird gelesen von den Politikern Prominenten, über die man schreibt, also ist man wichtig und hat Einfluss.
Es ist leicht auszurechnen, dass diese Stellen aber nur Wenige erreichen, genaugenommen niemand, bis auf die Ausnahmen, die schon dort sind.
Stattdessen muss der Journalist sich dankbar stellen dafür, für den Darmstädter Kurier arbeiten zu dürfen. Nur wenige Kilometer trennen Darmstadt von Frankfurt, doch Welten trennen von der FAZ. Da schreibt man nicht für die Wichtigen, sondern für normale Leute, die nur zufällig im Einzugsbereich des Darmstädter Kuriers wohnen, und das ist auch noch Darmstadt.
Dafür rächen sich die Journalisten bitter, und zwar an den Lesern. Sie nerven sie mit „Guten Morgen“-Gerede, das mehr Zeit beim Lesen in Anspruch nimmt als beim Tippen. „Schon bemerkt? Der Frühling ist da“ erscheint pünktlich, weil es schon verfasst wurde, als der erste Schnee fiel. Themen werden nur mit regionalem Bezug bearbeitet, damit sich die Leser nicht einbilden sollen, die Region hätte was zu bieten. Sind doch die Einwohner an den regionalen Nachrichten schuld.
Die Leser werden als Dödel angesehen und zählen nur als Abonnenten, die gerade nicht so sehr verstört werden dürfen, dass sie nicht vielleicht stattdessen die Frankfurter Rundschau mit Hessen-Teil kaufen. Dass so die Leser permanent unterschätzt werden, ist schnurz, dass sie für ironischen Abstand durchaus zu haben wären und nach Spitzfindigkeiten dürsten, interessiert nicht die Bohne.
Dankenswerterweise geht es auch anders, nämlich als Familienzeitung. Wo Journalisten ihre Verantwortung für ihre Leserschaft ernstnehmen, weil sie für die Region arbeiten, aus der sie kommen, dann entsteht ein Blatt für die Menschen, das ihnen vermittelt, wie es in ihrer Umgebung zugeht, ohne eingeengten oder einengenden Blick, nett statt seicht. Reden wir also vom Glück, das wir das haben.
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Die weitere Evolution

Unser heutiger Bericht folgt der ZDF-Dokumentation über das Leben auf unserer Erde, wie es in einigen Millionen Jahren aussieht, wobei es dann nicht mehr unsere Erde sein wird. Über drei Folgen, jeweils dienstags 20.15 Uhr, zeigt uns das ZDF Tierfilme mit Tieren, die es noch gar nicht gibt. Die Bilder wurden genauso hergestellt wie die über die ehmaligen Tiere, die es mal gegeben hat, nämlich am Computer. Die Evolution lässt sich immer mal wieder neue Arten einfallen und testet, wie die sich in der freien Wildbahn anstellen. Daraus wurden Hochrechnungen erstellt, was die Natur noch vorhaben könnte. Zweifellos ist diese Präsentation der Ergebnisse mit Computeranimationen interessanter, als wenn Thomas Belluth im Studio die Prognosen verkünden würde.
Da man weiß, in welchen Zyklen immer wieder große Eiszeiten im Wechsel mit Hitzeperioden auftreten und die Tiere zu Neuentwicklungen zwingen, konnten Mutmaßungen über das Erscheinungsbild der Lebewesen angestellt und visualisiert werden. Die Tiere der Zukunft werden vor allem durch ihre Größe beeindrucken. Von unseren bekannten Mitbewohnern haben sich die Schildkröten am besten gehalten. Die Tintenfische haben das Land betreten und so etwas wie Intelligenz entwickelt. Zutrauen würde man es ihnen.
Allerdings hat die Natur wiederum keine wesentlichen Neuerungen zu bieten. Vogelartige Wesen flattern umher, nun ja, das bringen die Vögel heute schon. Irgend jemand flattert immer. Doch dass es in den kommenden Jahrmillionen keinen grundlegenden technologischen Fortschritt auf dem Gebiet des tierischen Fliegens geben soll, enttäuscht doch. Die Herrscher der Lüfte könnten wenigstens mit einem Düsenantrieb ausgerüstet sein, wenn schon kein Photonenjäger auf Solarenergie herumgleitet. Niemand verlangt, dass sich die Papageien per SMS verschicken oder beamen.
Vielleicht lassen sich die intelligenten Tintenfische etwas einfallen. Sie dürften doch noch genügend Arme frei haben oder ihre Pläne wie Tintenstrahldrucker auf die Schilde der großen Schildkroten schreiben.
In allen Prognosen spielen übereinstimmend die Menschen keine Rolle mehr, und das deshalb, weil sie nicht mehr existieren. Man kann sich denken, dass die nächste Eiszeit mit der Öko-Steuer nicht finanzierbar sein wird.
Haben wir also die Welt nur von unseren Tintenfischen geliehen? Sie werden irgendwann Probleme kriegen mit Reformstau und Firmenpleiten. Eine Abwanderung auf einen anderen Planeten erfordert lange Vorbereitungen und den Einsatz einer Regierungskommission, die sich auf klare Schritte einigt.
All das ahnen die Tintenfische nicht bei ihrem Landgang.
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Davon ausgehen

In unserem heutigen Bericht werfen wir einen Blick auf die derzeit am häufigsten ausgeübte Tätigkeit, die nach vorsichtigen Schätzungen bereits dem Fragen zu Risiken und Nebenwirkungen den Spitzenplatz abgelaufen hat, welches bekanntlich an den Arzt oder Apotheker erfolgt und dadurch zugleich seine Beschränkung findet. Unbeschränkt hingegen und somit am meisten wird davon ausgegangen.
Der Beginn dieses Trends ist nicht mehr zu ermitteln, seine Herkunft mehr als mysteriös, wird doch speziell in Nachrichten, Verlautbarungen und sonstigen Ansagen mindestens zweimal pro Absatz die Formulierung verwendet: Wir gehen davon aus, dass.
Der Wirtschaftsminister geht von einer Ziffer an Wirtschaftswachstum aus, der Kanzler von einer Arbeitslosenstatistik, die Polizei davon, den Richtigen geschnappt zu haben, der Gewerkschaftssprecher von einer Lohnforderung. Ob sie jemals ankommen werden, bleibt offen.
Das Erstaunliche ist, dass oft dieselbe Person am gleichen Tag bis zu viermal von etwas anderem ausgehen kann, je nachdem, wohin es gehen soll. Dies bestätigt die alte Wanderregel: Wie weit es ist, hängt davon ab, wo es losgeht.
Funktional ist das Davonausgehen an die Stelle der Überzeugung gerückt. „Wir sind überzeugt, es geht wieder aufwärts“, ist eine Formulierung, die sich selbst anzweifelt, denn genaugenommen kann man sich erst von dem überzeugt haben, was der Fall ist. Zu früh überzeugt sein bedeutet möglicherweise Verleugnung der Realität oder starres Glauben, so dass die Schlussfolgerungen als prinzipiell angreifbar erscheinen, jedoch von etwas ausgehend sind die Folgen plausibel.
Auf die Ansage: „Wir gehen von einem Wirtschaftswachstum von über einem Prozent aus“ ist eine Erwiderung schwierig: Ja ja, aber haben Sie wohl einen Grund für diese – was jetzt, diese Ausgehung? Diese Vermutung? Prämisse gar? Das fragt kein Journalist, der zu Hause Familie hat. Denn die Familie will keine komplizierten Sachverhalte geklärt haben und ist bereits mit diesem einen Prozent stark beansprucht und froh, dass es nicht noch krumme Zahlen sind. Sonst fühlt sie sich unwohl und blättert in der Zeitung zu der Karikatur, auf der eine Kuh mit der Aufschrift „Haushaltsloch“ von einem Mann mit der Aufschrift „Hans Eichel (Bundesfinanzminister)“ in eine Garage gezogen wird, auf deren Tor die Aufschrift „Blauer Brief aus Brüssel“ steht. Versteht auch niemand, aber das wird auch nicht verlangt.
Hält der derzeitige Trend an, lautet bald „Ja, ich gehe“ die Antwort bei der Eheschließungsformel: „Gehen Sie davon aus, einander zu lieben und zu achten in guten wie in schlechten Tagen?“
Es muss erst zur völligen Katastrophe kommen, bis es heißt: Auf deutschem Boden darf nie wieder davon ausgegangen werden.
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Steuererhöhungen

In unserem heutigen Bericht gehen wir der Frage nach, ob Steuererhöhungen überhaupt noch etwas retten können.
Bekanntlich werden nach jeder Wahl die Steuern erhöht, damit es wieder Spielraum gibt, eine Senkung zu versprechen. Die Lage verlangt die Steuererhöhung jedes Mal als das letzte Mittel, den Staat vor dem Ruin zu retten, und man fragt sich jedes Mal, wie es der Staat bloß bisher geschafft hat, über die Runden zu kommen.
Gar nicht, sagen die Wirtschaftsexperten und schockieren mit der Mitteilung, Deutschland sei als Übernahmekandidat zu bewerten. Hier dient lautstarkes Jammern im Lande dazu, mögliche Interessenten abzuschrecken.
Ein positives Signal geht von der Ankündigung aus, Aktiengewinne zu besteuern, denn dies ist eine gute Nachricht für alle Anleger, die so erfahren: „Ach, mit Aktien kann man Gewinne machen?“
Diese positive Stimmung kurbelt die Wirtschaft an, die nichts so sehr braucht, wie angekurbelt zu werden. Eigentlich macht die Wirtschaft den Eindruck, wir kämen überhaupt ohne sie besser aus angesichts der Anstrengungen, die uns ihr immerwährendes Ankurbeln abverlangt. Wenn man betrachtet, was die Wirtschaft so fabriziert, drängen sich ernste Zweifel an einem selbsttragenden Aufschwung auf, gleichermaßen Fragen nach einer Rechtfertigung des andauernden Ankurbelns.
Die Wirtschaft selbst sieht das naturgemäß anders. Ihrer Meinung nach sind die hohen Steuern schuld daran, dass es keinen Aufschwung gibt. Aber wovon, wenn nicht von Steuereinnahmen, sollte sie sich sonst ankurbeln lassen? Was nämlich die Wirtschaft leicht übersieht: niedrigere Steuern betreffen nicht nur die ihrigen, sondern ebenso die unsrigen. Wenn der Staat insgesamt weniger Einnahmen erzielt, was kann er dann weniger ankurbeln? Eben.
Das Wirtschaftsankurbeln ist ein Kernbereich der Staatsaufgaben. Als Steuerzahler sind wir halbwegs berechenbar, als Verbraucher hingegen nicht. Während das Gesetz, das uns zu Abgaben verpflichtet, mit Sanktionen bewehrt ist, wird unser Konsumverhalten nachlässig gesteuert und vergleichsweise aufwendig, wenn man bedenkt, wieviel Fernsehmaterial produziert wird, um uns den Werbespots zu präsentieren, und dann gehen wir zur Werbung auch noch ´raus.
Zugleich haben die Steuerern einen die Demokratie stabilisierenden Effekt. Da sie immer nach der Wahl angehoben werden, bleibt durch sie sichergestellt, dass es auch weiterhin immer wieder Wahlen geben wird.
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Der Büchermarkt

Während wir jüngst die Systematik der Literaten untersucht haben, kommt unser heutiger Bericht live von der Frankfurter Buchmesse und widmet sich der geschäftlichen Seite des Büchergewerbes.
Die gesamte Branche ist derzeit zum größten Teil mit Jammern beschäftigt. Offenbar ist der größte Feind der Literatur die allgemeine Lage. Hierin liegt ein Gegner, der schwer zu fassen ist und immer dann mit Heimtücke agiert, wenn man ihn gerade für überwunden glaubte. Schwer lässt sich für die allgemeine Lage jemand Bestimmtes zur Verantwortung ziehen, es sei denn die Allgemeinheit, was wiederum nicht positiv genug wäre, denn diese will man ja als Kundschaft.
Das schwere Los der Verlage besteht weniger in dem Problem, wie man die Leute dazu bringt, Bücher zu lesen, als vielmehr darin, wie man Leute dazu bringt, Bücher zu kaufen. Dazu haben die Marktstrategen einen schlüssigen Plan entwickelt. Wenn man davon ausgeht, dass das Lesen eines Buches erheblich länger dauert und viel mehr Mühe erfordert, als der Kauf eines solchen, dann senkt man die Hemmschwelle dadurch herab, indem man verspricht, man müsse dieses Buch überhaupt nicht lesen und die gesamte Arbeit, die man sich damit zu machen habe, sei mit dem Bezahlen an der Kasse erledigt. Somit erwerbe man einen Gegenstand, der als Geschenk geeignet sei und sonst keine Anforderungen stelle.
Wie wir wissen, geht diese Rechnung auf.
Leider ist das Potential zur Expansion begrenzt. Das heißt, es gibt nur eine überschaubare Anzahl von Anlässen, ein Buch zu kaufen und damit einen Bekannten oder Verwandten zu ärgern.
Wenn also schon dieser Bereich schlecht läuft, ist es völlig nachvollziehbar, dass es ökonomischer Wahnsinn wäre, ein Buch herzustellen, in dem etwas drinsteht. Womöglich noch etwas, das zuvor noch nicht in anderen Büchern seine Verkaufbarkeit erwiesen hat. Vor einem solchen Risiko scheuen selbst die hartgesottensten Verlagsmanager zurück – ganz abgesehen davon, dass die meisten Verlagsmanager angstgeplagte Weicheier sind.
Wir sollten eine Schweigezeile einlegen für all die Bücher, die nicht mehr erschienen sind, weil der Verlag in Konkurs gegangen ist.
Die Buchmesse in Frankfurt hat nun die Funktion, dass die Verlagsmanager sich die allgemeine Lage schönsaufen. Wenn an den Ständen mit Sekt angestoßen wird, dann nicht zur Feier, sondern um zu vergessen.
Noch berauschter und lauter geht es abends auf den Verlagsfesten zu. Es ist meistens so laut, dass man fast schon wieder Lust bekommt, ein Buch zu lesen.
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Buchmesse

Unser heutiger Bericht erfolgt aus Anlass der momentan ablaufenden Buchmesse, die aus technischen Gründen nicht in Ostthüringen angesiedelt ist, sondern in Frankfurt, und das auch noch am Main. Da aber dafür niemand etwas kann, jedenfalls niemand der in Ostthüringen Ansässigen, ist es legitim, die Gelegenheit zu ergreifen für eine Betrachtung des Schreibgewerbes.
Bei den Autoren können wir grundsätzlich zwei Kategorien unterscheiden, nämlich anhand der Fotos. Die einen Verfasser sind in Farbe auf dem Buchdeckel abgebildet und halten einen Holzlöffel hoch. Bei ihnen handelt es sich um Prominente, die üblicherweise aus literaturfremden Bereichen bekannt sind und denen man abverlangt hat: „Mach ein Buch!“ Der Prominente sträubt sich dann zunächst und erwidert: „Aber ich bin doch aus literaturfremden Bereichen bekannt, da würde doch ein Buch überhaupt nicht passen.“ Er oder sie meint damit: Ich kann nicht schreiben, jedenfalls kein ganzes Buch, und für eine Autobiographie bin ich offiziell noch zu jung beziehungsweise möchte keinen Ghostwriter an dieses sensible Thema heranlassen. Die Manager ziehen sich sodann zur Beratung zusammen und kommen zurück mit der Idee: „Dann eben ein Kochbuch! Die Rezepte der Speisen, die du am liebsten essen würdest, wenn wir dich ließen!“ Weil das alle anderen auch so machen, kann der Promi nichts mehr einwenden und erbittet lediglich: „Nur, wenn ich auf dem Buckdeckelfoto keinen Holzlöffel hochhalten muss!“
Die anderen Verfasser sind normalerweise überhaupt nicht bekannt und kochen vorwiegend Nudeln, die sie, wenn sie in München oder Berlin wohnen, Pasta nennen. Nachts gehen sie vor die Tür, um nachzugucken, ob das Leben tobt. Wenn das der Fall ist, stürzen sie sich hinein und schreiben hinterher auf, was sie gerne erlebt hätten. Wenn nicht, schreiben sie auf, warum sie Literat geworden sind. Lesen will das niemand, aber vielleicht kommt darurch das nächste Stipendium ´rum.
Dieses Pack wird fälschlicherweise mit Schriftstellern gleichgesetzt – der kleineren Gruppe in dieser zweiten Kategorie. Auch sie erscheinen nicht auf dem Buchdeckel, sondern frühestens auf der Rückseite mit einem kleinen Porträtfoto und schwarz-weiß, ab und zu in der Zeitung auf Anzeigen oder gar neben einer redaktionellen Buchbesprechung. Die Seriosität dieser Autoren ist ablesbar an der Haltung ihrer Hand. In das Porträt von Passbildgröße muss notwendigerweise die linke Hand hereinragen, sonst gilt man als nicht nachdenklich genug. Die spezielle Position ist individuell, vermutlich urheberrechtlich geschützt. Einige Literaturwissenschaftler erkennen einen Schriftsteller allein an der Art, auf Fotos die Hand ins Gesicht zu legen, kamen aber bei Wetten dass damit noch nicht dran. Die weitere Funktion dieser Sitte ist: So beweist der Schriftsteller, keinen Kochlöffel in der Hand zu halten.
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Webmaster

Unser heutiger Bericht leistet Nachhilfe im Verständnis ökonomischer Prozesse am Beispiel der Internet-Seiten und der dafür zuständigen Webmaster. Dieses neue Berufsbild leistet einen wesentlichen Beitrag bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und beim Aufschwung, was wie folgt funktioniert.
Wer auf dem Arbeitsamt angibt, eine Taste betätigen zu können, hat damit alle Voraussetzungen, um einen Computer bedienen zu können oder zumindest, in eine diesbezügliche Umschulungsmaßnahme gesteckt zu werden, und schon ist man vorerst von der Straße ´runter. Anschließend ist man unkündbar, weil selbständig, wodurch auch keine Lohnnebenkosten anfallen, die bekanntlich das größte Hemmnis der Konjunktur darstellen, weil sie nur zum Krankmachen und vorzeitigen Altern verleiten. Das ist dann auch schon alles. Das mit den Lohnnebenkosten ist nicht zu vernachlässigen. Die Abschaffung der Beschäftigungsverhältnisse ist die einzige Möglichkeit, den Kassen eins auswischen.
Damit das Umschulungsunternehmen, das den Unterricht veranstaltet, gefördert werden kann, muss dem Umlehrling eine Berufsbezeichnung in Aussicht gestellt werden, die in die zuletzt vergangene Epoche passt. Damals war das Internet der kommende Wirtschaftszweig, und jeder brauchte eine Internetseite sowie jemanden, der eine solche professionell erstellt.
Das mit dem Internet können sich OTZ-Leser so vorstellen: man kann mit dem Fernseher per Telefon einen anderen Fernseher anrufen und gucken, was auf dem läuft, nämlich das, was der Besitzer des anderen Fernsehers anbietet, zugleich kann man auf dem eigenen Fernseher etwas anbieten, was die anderen sich auf dem ihrigen anschauen können. Das ist dann die Internet-Seite. Alle brauchen eine, denn sonst sind sie weg vom Bildschirm. Die Vorläuferform der internetalen Präsenz ist bereits in den Höhlenmalereien zu sehen, die wörtlich übersetzt lauten: „Willkommen auf unserer Höhlenwand. Endlich ist es so weit. Unsere Gruppe geht auf Treibjagd. Wir jagen alles, was uns vor die Keule läuft. Außerdem veranstalten wir Feiern, Tänze und vieles mehr ... Na, neugierig geworden? Dann schaut doch einfach mal vorbei. Gehe zurück / Weiter zu Meißeln auf den Gästestein.“
Die Computerspezialisten sollen dann dafür bezahlt werden, Internetseiten zu erstellen. Das geschieht vorwiegend im Bereich des öffentlichen Dienstes und der Parteien, womit bereits Versorgungsstellen für Junge entstehen, denn die sind schon da, bevor die Älteren mit der Umschulung fertig geworden sind.
Im privaten und mittelständischen Bereich ist damit weniger zu verdienen, denn alle kennen jemanden, der es billiger macht, also schließlich umsonst. Die Wertschöpfung liegt im Einsparungspotential – das würde zum Beispiel bei einem Klempner nicht gehen (ja schon, in Schwarzarbeit, aber das lehnen wir ab). Der Webmaster rechnet, was er mit einem richtigen Kunden verdient haben würde, und verbucht den Betrag als gefühlten Gewinn. Die virtuelle Wertschöpfung, das ist New Economy.
Wirtschaft ist zur Hälfte Psychologie. Die andere Hälfte ist noch nicht gefunden.
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Wahre Kunst muß ständig neue Wege gehen, neue Türen aufstoßen und Grenzen bisheriger Genre mutig durchbrechen. So entsteht der reine Künstler neuen Typs, der nicht im hergebrachten Sinne Maler, Skulpteur, Darsteller oder Autor ist, sich aber davon nicht abhalten läßt.

Die Vernissage

Als ich gestern abend auf dem Weg nach Hause war, sprang aus einer Hauseinfahrt Zacharias Pinkeling auf mich zu, der Konzept-Künstler, der es sich zum Ziel gesetzt hat, den Ruf der Stadt als Kunstmetropole bis weit an die Stadtgrenze heran auszudehnen. Daß sein Interesse mir galt, war ein Ergebnis des Zufalls, denn er war gerade dabei, jeden dritten Passanten zu schnappen und ihm eine gefaltete Karte in die Hand zu drücken und zu überreden, jetzt an der Vernissage im Hinterhaus teilzunehmen. „Hinterhaus“ sagte er natürlich nicht, sondern, wie es auch auf der Einladung stand: „Kunstraum Zacharias“.
„Wir dürfen Sie herzlich zu der Vernissage einladen, die jetzt gerade ihre Pforten eröffnet“, sagte er zu mir mit einer Stimme, als spräche durch ihn der Erzengel.
„Danke, nein, jetzt nicht, ich komme später mal gucken, ich muß gerade ... irgendwo anders hin“, versuchte ich mich zu entschuldigen, während ich mich seiner Umklammerung entwand.
„Es gibt kein Später; die Vernissage ist die Ausstellung und ebenso flüchtig wie ein Gedanke.“
„Das kann ja sein, aber ich muß jetzt meinen eigenen flüchtigen Gedanken hinterher-“ – hinterherfliehen, hinterherjagen? Hinterhereilen? Während mir kein passendes Wort einfiel, nutzte Zacharias Pinkeling die Argumentationslücke und führte aus: „Dann lassen Sie sich doch ein auf eine neue Art der Eindrucksaufnahme. Der Kunstraum Zacharias sieht seine Rolle in der Fungierung als Schnittstelle zwischen dem Aufnehmenden und der Kunst. Es geht einerseits darum, bestimmte Angelegenheiten, die innerlich sind, in einer immer neuen und wie hier sehr elementaren Weise zu entäußern in einer neuen Ausdrucksform, und andererseits dem Publikum einen Weg zu pflastern, den dann aber jeder für sich selbst gehen muß, um sich damit auseinanderzusetzen und in Beziehung zu treten mit einer für ihn neuen Erlebnisweise. Und der Sekt ist gratis.“
Nun, an meinen Kunstverstand zu appellieren ist niemals vergeblich, und neuen Weisen der Eindrucksaufnahme stehe ich zumindest tolerant gegenüber. Ich ließ mich also über den Hinterhof führen, der hell erleuchtet von Kerzenflammen erstrahlte – „Eintausendundein Teelicht!“, erklärte er, „damit haben wir die magische Grenze von eintausend Teelichtern durchbrochen!“, und betrat den Raum im Erdgeschoß. Einige Leute waren schon da und zwar, wie er mir versicherte, freiwillig, sie standen mit Gläsern am Buffet, der Raum bot einen kargen Anblick mit unverputzten Wänden und Mauerfragmenten. Bis jetzt also nichts, was man nicht so erwarten würde. Ich nahm mir auch ein Glas und schaute um mich mit einem Blick, von dem ich annahm, daß er aussagte: Aha, interessant, wie es hier aussieht.
Zacharias Pinkeling merkte, daß ich einer Erläuterung bedurfte: „Die Kunst besteht hier in dem kalten Buffet, mit dem—na, Clou sag ich mal, daß die Speisen unter den Tellern serviert sind und man sie sich selbst hervorziehen muß und erst dann erfährt, was es ist.“
„Ach was. Und was... was ist das jetzt? Ich meine, was sie da machen.“
„Wie, machen?“ fragte er verwirrt.
„Welches Genre bedienen Sie?“ konkretisierte ich mein Unverständnis. Er schluckte.
„Es geht hier nicht darum, ein Genre zu bedienen!“
„Ich meine ja auch nicht...“
„Doch, das meinen Sie! Sie erwarten von mir, vom Künstler, daß ich Ihnen etwas biete, das Sie sehen möchten, das Sie schon kennen, wovon Sie ihre vorgefaßte Meinung bestätigt sehen wollen, aber nur zu doof sind, selbst zu tun! Ist doch so!“
„Na gut, und was haben wir hier?“ formulierte ich meine Frage um in die eines naiven, aber für alles offenen Betrachters.
„Kunst pur. Als Metapher, aber auch ganz reales Objekt, wo jeder selbst hinterfragen muß, was er darin sieht.“
Eine Frau mit Photoapparat und Notizblock sah darin ihre Chance, ohne beleidigende Wirkung ihn zu fragen: „Und was sehen Sie darin?“
Diese Frage hatte auf ihn eine beruhigende und zugleich anregende Wirkung. „Ich will sagen, Gedichte ohne Worte. Die Idee als Anlaß der Umsetzung der Idee in den Zustand, der zeigt, welche Ideen man gehabt hat. Und daß man Ideen hat. Durch die Idee unterscheidet sich der Künstler vom Tier:“
„Und was hat das Publikum davon?“ fragte ich in einem Anflug von Unverschämtheit.
„Mein Gott, das Publikum will immer nur haben-haben-haben! Ich widme mein Leben dem Künstlersein! Verstehen Sie, mein Leben! Und da kommen Sie mit Ihrem Publikum und wollen mich auf Genre reduzieren, nur um irgendwas zu verstehen, weil ich als Künstler zu vollkommen bin und weil es so wenige Neugierige gibt. Wissen Sie denn, wie schwer ein Leben als Künstler ist? Was allein schon so ein schwarzer Anzug kostet!“
„Warum muß man denn eigentlich als Künstler immer schwarz tagen?“
„Um nicht so oft waschen zu müssen.“
„Und ich dachte, um jedem seinen eigenen Raum zu lassen für die Farben im Kopf.“
„Ein Leben für die Kunst bedeutet ein Leben in Qualen!“ preßte er hervor. „Aufopferung, um als Künstler glaubwürdig zu sein! Die ganze Nacht in Cafés über Konzepte reden, sonst glaubt es einem ja niemand, daß man Künstler ist. Und um die Szene am Leben zu halten. Mit all den anderen, die nur ihre eigene Masche im Kopf haben und sich für mein Schaffen kaum interessieren! Die eigentlich langweilig sind, aber die man immer loben muß, damit wir uns gegenseitig akzeptieren und damit Kritik immer nur Einzelstimmen sind. Aber alles ist umsonst, wenn man seine Kunst vor die Leute werfen muß! Ich sehe doch den Leuten am Gesichtsausdruck an, die wollen das gar nicht und geben es bloß nicht zu! Was wollen die denn immer nur verstehen? Es ist doch neu! Es ist doch experimentell! Ich bin doch Künstler, was wollen denn alle immer nur von mir!“
Während die anderen Besucher zusahen, wie Zacharias Pinkeling unter Tränen zusammenbrach, leerte ich die Sektflasche aus und schlich zur Tür. Draußen hörte ich noch seinen letzten Aufschrei: „Aber geschmeckt hat´s doch?“
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Wie ein Buch entsteht

Vor einiger Zeit verlor ich meinen Notizkalender. Es handelte sich um einen vom Allholz-Verlag herausgegebenen Melancholiker 2001, den ich wegen seines handlichen Formats, des übersichtlichen Adressenverzeichnisses und des Platzes für Notizen und spontane Kritzeleien in den Datumsfeldern gekauft hatte und weil er meiner vorherrschenden Stimmung entsprach. Der ehrliche Finder schickte ihn nicht an mich, sondern nach Berlin an den Verlag, da dessen Adresse auf der Rückseite stand, so dass sie im Fenster des Briefumschlages zu lesen war. Kurz darauf meldete sich telefonisch eine Frau, die sich als Lektorin bei Allholz vorstellte mit dem Namen Bärbel Bruckner. Frau Bruckner gratulierte mir zu meiner Einsendung; das sei genau das, was jeden Lektor in Begeisterung versetze.
Ich sagte, das freut mich.
„Diese Verbindung von geschriebenen und gezeichneten Skizzen ist etwas völlig Neues. Noch nie ist mit so wenig ein solcher Effekt erzielt worden, jedenfalls lange nicht, zumindest nicht in unserem Verlagsprogramm.“
„Ja, so ist meine Methode.“
„Individuell und dennoch allgemeinverständlich.“
„Genau das ist es, was ich in der Arbeit anzustreben versucht bin.“
„Wunderbar. Wir können das als Taschenbuch machen.“
„Heißt das, Sie wollen es drucken?“
„Natürlich. Auch meine Kollegen sind begeistert. Kein Satz länger als fünf Wörter, die Zeichnungen im ironischen Kontrast dazu, und die Idee, die Beobachtungen einfach ganz reduziert im jeweiligen Kalendertag einzutragen, ist fabelhaft.“
Ich begriff, dass ihr mein Kalender in die Hände gefallen war. „Da ist nur ein Problem“, intervenierte ich, „meine ganzen Adressen und Telefonnummern...“
„Die können natürlich geschwärzt werden. Oder eben geweißt, als Raum für eigene Anmerkungen, interaktiv sozusagen. Bis bald, Sie hören von uns.“
Eine erfreuliche Aussicht. In der Folgezeit ließ ich mir gegenüber Bekannten nichts anmerken, auch weil ich ja kaum noch ihre Telefonnummern wusste.
Wenig später meldete sich Frau Bruckner tatsächlich wieder und vertraute mir den Stand der Dinge an.
„Wir machen eine neue Reihe nach Ihrem Konzept. Dann verkauft sich auch Ihr Buch besser.“
„Was, noch besser?“, scherzte ich.
„Ja. Nächste Woche ist Redaktionskonferenz, da wird die Abfolge festgelegt. Ich rechne mit Ihrem Buch im Herbst, zur Buchmesse.“
„Na so was Professionelles.“
„Kommen Sie doch mal hierher, dann besprechen wir die Details. Passt Ihnen übernächsten Dienstag?“
„Das weiß ich nicht, meinen Kalender haben Sie.“
„Ach stimmt ja. Nein, Dienstag haben Sie schon einen Termin, Mittwoch geht.“
Wir trafen uns im Café im Haus der Morgenzeitung, wo ich sie erwartete. „Ja! Genauso habe ich Sie mir vorgestellt, anhand Ihres Stils!“, rief Frau Bruckner dem Mann am Nebentisch zu, einem Mittvierziger mit Brille und zerzauster Glatze, für die Tageszeit zu alkoholisiert, der die ganze Zeit das Rauchen nur zum Trinken unterbrach. Da ich sie an ihrem Ausruf identifizierte, meldete ich mich mit: „Ich bin hier“, was sie ebenso begeisterte: „Aha, dann hat doch meine Kollegin recht.“
Nachdem wir einander unsere jeweiligen Biographien erzählt hatten, die uns zwangsläufig so zusammenführen mussten, erläuterte sie mir die konkreten Ideen.
„Die Reihe heißt tageBUCH-Factory und bringt gesammelte Kalendereintragungen von Prominenten im Taschenbuchformat. Wir haben schon einige zugkräftige Leute gewinnen können, die zur Zeit schwer angesagt sind. Sie sind ja leider noch ein kleines Licht, aber könnten Sie sich vorstellen, schon mal die Bücher der anderen zu illustrieren, um bekannter zu werden und die Leser an ihren Stil zu gewöhnen?“
„Wenn die das brauchen, warum nicht.“
„Brauchen die. Sonst wird es zu überraschend.“
Kurz darauf rief mich Frau Bruckner erneut an und verabredete sich mit mir direkt in ihrem Büro im Verlagshaus.
„Wir haben das durchgerechnet und wir brauchen noch irgendwas Besonderes, womit die Agenten den Händlern Ihr Buch schmackhaft machen können. Was bei anderen der berühmte Name ist. Sonst haben die keinen Grund, es zu nehmen. Sonst sagen die nur, warum soll ich das in mein Regal stellen. Und der Agent wird rot vor Scham, weil er keinen Grund zu nennen weiß.“
„Wie wäre es mit: um es zu verkaufen?“, schlug ich vor.
„Ganz schlecht, das würde erst überzeugen, nachdem es ein Bestseller geworden ist. Denn all die Buchhandlungen sind deswegen voll mit Büchern, weil keines gekauft wird.“
„Wieso, es werden doch Bücher gekauft?“
„Insgesamt statistisch gesehen ja. Aber das einzelne Exemplar wird überhaupt nicht gekauft. Deswegen steht es nur im Regal ´rum und verursacht Lagerkosten. Die Händler müssen also sichergehen, dass das Buch sozusagen schon gekauft ist. Dann wird es auch verlegt. Mit Harry Potter wäre das so.“
„Dann behaupten wir es als das Notizbuch von Harry Potter oder seiner baugleichen deutschen Entsprechung.“
„Haben wir auch überlegt, aber die Rechtsabteilung hat Bedenken. So was wie Schlafes Bruder von Robert Schneider wäre jetzt auch gut, die Branche wartet auf eine Wiederholung dieses Phänomens.“
„Aber gerade Schlafes Bruder hatten zuvor über zwanzig Verlage abgewiesen.“
„Eben. Und diesen Fehler wollen sie nicht nochmal machen. Ein Buch wie Schlafes Bruder würde jetzt garantiert verlegt.“
„Vielleicht nennen wir es Schlafes Schneider von Robert Bruder“, schlug ich vor.
„Das gibt es schon“, hielt sie dagegen, „und auch Schneiders Schlaf von Bruder Robert. Es gibt alles schon. Auch Bruders Schneider von Robert Schlaf.“
„Aber es gibt noch nicht Roberts Bruder von Schlafes Schneider!“
„Stimmt. Ich sehe, wir sind auf dem richtigen Weg. Aber da fehlt der Bezug zum Kalender. Wir brauchen was aktuelles für die Saison. Nächstes Jahr sind Bundestagswahlen. Dazu könnten wir eine Beziehung herstellen, sozusagen das Wahltagebuch. Wie finden Sie das?“
Die politische Dimension begeisterte mich. Desweiteren verblieben wir dabei, dass ich weitere Schritte unternehme, prominent zu werden.
Als Frau Bruckner mich wieder anrief, hatte sie die neue Kalkulation. Ihr Vorgesetzter, der Herausgabeleiter für Taschenbuchreihen, wollte als Illustrator für die anderen Bücher lieber Ali Holz, weil der bereits von vielen Büchern, Tassen, T-Shirts und anderen Fanartikeln populär ist und weil der Name schon so zum Allholz-Verlag passt. Das sah ich ein, und ich dankte Frau Bruckner für den Tipp, lieber Tassen und Hemden bedrucken zu lassen und dafür den Plan aufzugeben, Prominenz als Sänger zu erlangen.
Wiederum wenig später hatte Frau Bruckner eine Nachricht auf meinem Anrufbeantworter hinterlassen. Die Reihe sei angelaufen, allerdings nicht mit so ganz großem Erfolg, deshalb müsse man mein Buch nach hinten verschieben, bis die Sache besser in die Gänge gekommen sei. Außerdem wäre es ökonomischer Wahnsinn, meine eigenen Zeichnungen drinzulassen, so dass auch bei mir Ali Holz die Illustration vornehmen werde.
Dann hörte ich länger nichts vom Allholz-Verlag. Nicht nur das – von niemandem hörte ich noch etwas. Der Verlust der Adressen, Telefonnummern und Geburtsdaten meiner Bekannten brachte mir zunehmend Isolation ein. Meine Bezugsperson war Frau Bruckner geworden.
Auf mein Flehen hin teilte mir die Dame in der Verlagszentrale schließlich mit, dass Frau Bruckner durch Heirat den Namen Mallorca angenommen hat und in eine andere Abteilung gewechselt ist. Ich erhielt von ihr noch ein Fax, auf dem sie mir mitteilte, dass, weil durch die Verschiebung ja dann die Bundestagswahl schon vorbei wäre, das Wahltagebuch zu spät kommen würde. Deswegen will der Verlag in dem Buch meine Texte weglassen und nur die Illustrationen bringen.
So entstand das neue Buch von Ali Holz. Die Regale stehen voll damit. Wer immer ein Buch kaufen möchte, dem fällt es geradezu in die Hand.
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Jenny Elvers als Paradigma

Derzeit gilt es in intellektuellen Kreisen als chic, sich mit abfälligen Bemerkungen über Jenny Elvers in das Gespräch einzubringen, weswegen sich die Gesprächsteilnehmer in intellektuellen Kreisen mit abfälligen Bemerkungen über Jenny Elvers einbringen. Ich weiß das zum Glück nur mittelbar, da ich mich in solchen Kreisen nicht bewege, was aber nicht daran liegt, dass ich mich etwa wohltuend von ihnen abheben wollte mit der plausiblen Begründung, diese Leute hätten mir nichts zu bieten und ihre Gespräche forderten mich zur ständigen Entlarvung in der Art: „Hab ich euch erwischt, wie ihr schon wieder den Anschein von Intellekt erwecken wollt, indem ihr euch über Jenny Elvers erhebt, was nun wirklich keine Kunst ist, und ihr solltet lieber arbeiten, anstatt euch billigen Klischees entsprechend zu benehmen, und damit meine ich richtig arbeiten, nicht das, was ihr dafür haltet, wie zum Beispiel Wein nachgießen!“, sondern an meiner Abneigung gegen Kreise im Allgemeinen. Auch Jenny Elvers verkehrt in diesen Kreisen nicht, obwohl sie, versuchte sie es, von ihnen nur allzu bereitwillig aufgenommen würde, auch wenn ihnen damit der Gesprächsstoff ausginge, bis beide Seiten merken, dass sie voneinander nichts haben und das kurzfristige Gefühl einer Aufwertung der Enttäuschung weicht. Jenny Elvers verkehrt auch mit mir nicht, und ich muss eingestehen, damit hat sie Recht. Auch von mir hätte sie nichts, abgesehen davon, dass ich nicht über sie in Gesprächen herziehe, weil dazu kein Grund besteht. Ihr Verhalten, für das sie zu Unrecht geschmäht wird, ist genau unseren Medien angepasst. Sie erlangt Prominenz, indem sie so tut, als wäre sie bereits prominent.
Andere begehen immer noch den Fehler, für etwas oder mit etwas prominent werden zu wollen. Das kann klappen, doch begeben sie sich damit in die Abhängigkeit von einem Interesse und setzen sich mithin der Gefahr aus, bei Desinteresse wieder zu verschwinden. Jenny Elvers ist von interessenloser Präsenz, jenseits des Uninteressanten. Sie ist selbsterfüllend, dafür kennt man sie. Ein unschätzbarer Vorteil; wer weiß schon, wofür man wen kennt. Die übrigen Bewohner von Prominentenhausen mögen wechseln, Jenny Elvers hilft ihnen sogar beim Umzug und springt in deren Job ein, weil sie immer kann.
Wir kennen sie, weil wir erfahren, was sie tut. Schätzen sollten wir sie für das, was sie alles nicht tut. Sie setzt keine Trends, vertritt kein Image, findet keine Nachahmer. Wären die Ultraschallbilder ihres Embryos nicht gewesen – wer glaubt denn, dass die Bildzeitung stattdessen etwas Besseres auf diesen Platz gebracht hätte? Jenny Elvers bewahrt vor Schlimmerem. Sie ist prominent für nichts. Das ist sehr angenehm.
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Lesen Sie nun die Wiederholung eines Textes,
den MDR-Online für seine Internetseite von mir bestellt hatte und bei dem ich um einen Kulturvergleich von Ost und West gebeten wurde. Er ist also bedeutsam.

Wir brauchen eine neue Vergleichskultur

Wie ein Vergleich der Kultur in Ost und West ausfällt, hängt maßgeblich davon ab, wer ihn anstellt und woran. Zu einem Kulturvergleich benötigt man mindestens zwei Kulturen mitsamt den Ausübenden sowie einen, der vergleicht und der vor dem Problem steht, woher er Objekte zur Betrachtung bekommt und welche davon er in seine unvoreingenommene Untersuchung einbezieht. Da können die Ossis schon mal froh sein, dass sie in dieser Prüfung als gleichrangiges Vergleichsobjekt auftreten dürfen. Gewöhnlich ist bereits die Fragestellung dahingehend gefasst, wie sehr die Ossis sich noch vom Normalfall unterscheiden. Im ungewöhnlicheren Falle ist es erst bei der Antwort so weit. Erhebungen über geplatzte Hosennähte in Westdeutschland stehen in den Feuilletons unter der Überschrift: „Deutschland platzt aus den Nähten“, die gleichen Vorfälle in Ostdeutschland führen unter Vermischtem zu dem Titel: „Warum sind die Ossis so?“ In Anbetracht der Geschichte und der Lage lautet die Antwort sinngemäß: Weil sie Ossis sind.
Die Kenntnis der Erwartungshaltung derjenigen Person, die den Kulturvergleich betreibt, würde den Kulturvergleich selbst erübrigen. Denn zuerst muss sie typische Eigenschaften, die sie der jeweiligen Kultur von Ossis und Wessis zurechnet, festlegen. Welche das sind, deckt sich erstaunlich mit den Schlussfolgerungen, die sie am Untersuchungsende zieht. Nachdem Beispiele herausgefiltert und statistisch – also wissenschaftlich – untermauert werden, was sie in den Rang von Fakten erhebt, kann der Vergleich reibungslos vonstatten gehen. Das ermöglicht anschließende Diskussionen über das Wesen des Teilvolks, also der Ossis, und bietet Stoff zu dem Thema, ob die Ostdeutschen wegen ihrer Kultur so sind oder ob die Kultur wegen der Ostdeutschen so ist.
Ein oberflächlicher Blick auf den Alltag könnte vortäuschen, die Kultur hinge überhaupt nicht von der Geographie ab. Die gleichen Presseerzeugnisse und die gleichen Postkarten-Mäuse dominieren den Eindruck. Unterschiede bei den Pokémons sind nicht auszumachen, jedenfalls nicht mit bloßem Auge. Die Radioprogramme pflegen regionales Kolorit mittels Lokalbezug bei den Staumeldungen. Stichproben haben ergeben, dass sogar die gleichen Fernsehprogramme zu sehen sind, noch dazu auf denselben Sendern. Lediglich die Plazierung der Kanäle bei den Fernsehgeräten differiert, jedoch ohne erkennbare Korrelation zum Standort.
Welche Phänomene eignen sich nun zur vergleichenden Erforschung? Als besonders naheliegend drängt sich auf, wie im Westen die multikulturelle Toleranz im Überschuss floriert, von der aber der Osten nichts abhaben will und stattdessen national befreite Zonen ausruft. Zwar gibt es auch im Westen Ausländerfeindlichkeit, aber da gehört sie bekanntlich nicht zur Kultur. Dafür die musizierenden Peruaner in den Fußgängerzonen – als integraler Bestandteil ebensowenig wegzudenken wie die Imbissbuden, die den Wessi nicht nur mit ausländischen Spezialitäten und Allgemeinheiten versorgen, sondern zugleich mit dem Gefühl, nicht auf den Fluch einer einzelnen Nation, noch dazu der deutschen, festgelegt zu sein. Die Dönerbuden gibt es zwar auch im Osten, aber dort wird bloß simpel gemampft. Gegen den latenten Rechtsradikalismus setzen nur die Neger ein Zeichen und sich vor die Uhr an der Einkaufspassage, wo sie auf Arbeit warten oder Mädchen, je nachdem was eher kommt. Das ist natürlich stark vereinfacht dargestellt und nur im Osten formulierbar, weil das Wort „Neger“ in der DDR nicht diskriminierend besetzt war, vergleichbar etwa mit „Indianer“. Das waren die friedliebenden Bruderrassen, die im Kampf gegen Unterdrückung und Ausbeutung durch den US-Imperialismus standen und sich deswegen der Sympathien aller DDR-Bürger sicher sein konnten, denn es beruhigt zu wissen, dass Andere noch übler dran sind. Natürlich ist es bald so weit, dass auch der diskriminierende Gehalt in der Bezeichnung „Indianer“ entdeckt wird, was die Indianerfilme der DEFA als Ursache des Rassismus in den Neuen Ländern beweisen wird. Seltsamerweise hat bislang noch kein Großkommentator den ausländerfeindlichen Gehalt des Satzes „Wir sind das Volk“ bemerkt.
Es würde den Kulturvergleich immens erleichtern, wenn es eine behauptete West-Kultur mit Protagonisten gäbe, die ihre Mission in der Erhaltung der West-Identität sähen. In Abgrenzung und Kontrast dazu würde die Ost-Kultur schärfer umrissen und durch benennbare Mängel an Profil gewinnen. Der Weg in eine Identität wäre eröffnet.
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Spiegel-Reporter Lorenz wurde von Geiselnehmern auf Jolo entführt, SAT1-Journalist Hans-Peter Schnitzler wurde 26 Tage in Serbien festgehalten.
Dies sind nur zwei Spitzen desselben Eisbergs. Im Durchschnitt verbringen Pressemitarbeiter nur noch halb soviel Arbeitszeit auf freiem Fuß wie in den Anfangsjahren des Kidnapping.

Die zehn besten Journalisten-Entführungen

1969 wird der Chefredakteur der St-Pauli-Nachrichten Stefan Aust auf offener Straße von Schlägertypen geschnappt und in ein Auto gezerrt, nachdem er im Rotlichtmilieu recherchiert hatte. Die Entführer geben sich mit dem Versprechen, so etwas nie wieder zu tun, und dem aus heutiger Sicht lächerlichen Betrag von 1.600 DM plus Mehrwertsteuer zufrieden. “Hätten wir ihn mal lieber dreißig Jahre behalten”, meinen sie heute, “als Spiegel-Chef wäre er bedeutend mehr wert!”

Viva-Star Mola Adebisi muss 1997 eine Geiselnahme über sich ergehen lassen, bei der er zusammen mit einer Praktikantin von Esotera mehrere Wochen in einem Verlies zubringt. Gegen eine nicht näher bekanntgegebene Summe kommt die Praktikantin in den offenen Geiselvollzug, während man bei Viva Mola gegen ein baugleiches Modell austauscht. “Wenigstens konnte ich mal was anderes machen”, schätzt Mola seine Zeit in der Zelle ein.

Als der Gimmick-Macher von Yps 1978 für zehn Tage verschwindet, dringt die Nachricht von seiner Entführung nicht an die Öffentlichkeit. Sein Fluchtversuch misslingt, weil seine Zauber- und Detektivausrüstung mit der Trick-Fluchtkiste nicht funktioniert, was auch der Grund war, warum ihn sich eine Clique Zehnjähriger vorgeknöpft hat. Als die Redaktion versichert, die Serie verbessert zu wiederholen, lassen sie ihn laufen.

Ulrich Meyer gerät 1992 in die Gewalt einer Bande von Motorrad-Rockern, die zuanfangs politische Forderungen aufstellen wollen, aber als ihnen keine einfallen, Geld verlangen. Ihre Drohung mit Folter bewirkt die Übergabe einer ersten Rate, die zur Freigabe seines Anzugs und seiner Wäsche führt. Gegen die zweite, geringere Rate kommt Meyer selbst frei. Er ist in physisch guter Verfassung und hat die dreiwöchige Tortur gut überstanden: “Nur das mit dem Heißen Stuhl hätte nicht sein müssen”, meint er; “seitdem moderiere ich lieber im Stehen.”

1988 entführt die Mafia in Palermo den Setzer der tageszeitung, um Geld zu erpressen. Die gesamte taz-Belegschaft solidarisiert sich spontan und fährt nach Sizilien, wo sie sich als Kollektiv kidnappen lässt. Das treibt allerdings die Lösegeldforderung immens nach oben, so dass die taz einen Hilfsaufruf an die Leser startet und mit der Einstellung der Zeitung droht, wenn nicht 5.000 Abo-Bestellungen eingehen. Die Aktion funktioniert, und die Freigekommenen sprechen noch heute von einer wichtigen Erfahrung und Begegnung mit einer zuvor nicht verstandenen Kultur.

ZEIT-Karikaturist Murschetz wird 1994 in einer spektakulären Polizeiaktion aus einem Kellerloch befreit, wo ihn Bankräubern acht Tage gefangengehalten haben. In einer Schadensersatzklage gegen die Gangster macht er geltend, wegen der psychischen Schäden nicht mehr zeichnen zu können. “Konnte er schon vorher nicht”, wird die Klage abgewiesen.

Petra Scheunemann von Amica wird 1998 Opfer einer Geiselnahme auf Krim, wo sie für das Special “Die geilen Sex-Inseln im Mittelmeer” recherchiert. Die Rebellen verstümmeln ihre Frisur und ihre Fingernägel und geben ihr ausschließlich fleischliche Nahrung. Amica organisiert eine Hilfslieferung von kleinen gemischten Salaten und zahlt schließlich ein Lösegeld in Form eines großzügigen Rabatts bei einer doppelseitigen Anzeige. “Elf Tage ohne Lifestyle waren total echt die Hölle”, erinnert sich Petra Scheunemann.

Schnell beendet wurde die Geiselnahme von Peter Hahne. Der Redakteur des Bonner ZDF-Studios wird direkt nach einem Sommerinterview von einer Gruppe maskierter Männer brutal niedergeschlagen und in eine Waldhütte verschleppt. Nachdem er wieder zu sich kommt, beginnen die Gangster, sich selbst umzubringen, weil sie ihn nicht aushalten.

1987 wird der Chefredakteur von “Ein Herz für Tiere” von militanten Tierschützern entführt und nach sieben Wochen gegen elf Versuchsratten an einem Autobahnparkplatz ausgesetzt. Über die Experimente, die an ihm vorgenommen wurden, kann Helmut Markwort heute noch nicht reden, ebensowenig über die Ernährung mit Kraftfutter.

ARD-Wetter“frosch” Jörg Kachelmann wird 1995 bei einem Ausflug in den Taunus von Rentnern auf Kaffeefahrt erkannt und zum Einsteigen in den Bus genötigt, weil sie ihn für den verregneten Sommer verantwortlich machen. Zusammen mit ihnen in einer Gaststätte eingesperrt versucht er, sich durch den Erwerb von zwei Lamadecken freizukaufen, wird aber noch bis zum Ablauf der Rücktrittsfrist festgehalten.
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Im falschen Wagen

Wenn BMW-Fahrer Reiner L. auf die Autobahn auffährt, schießt sein Adrenalinspiegel in die Höhe. Er tritt das Gaspedal voll durch, lenkt auf die linke Spur und lässt die Lichthupe flackern. Doch die Momente des Glücks währen nur kurz. Statt die anderen zu überholen, bleibt er zurück, er schafft kaum hundert Stundenkilometer, und hinter ihm stauen sich wütende Autofahrer, die ihn nach rechts drängen. Dann wird ihm wieder das Tragische seiner Existenz deutlich. Denn Reiner L. fühlt zwar innerlich als BMW-Fahrer. Doch äußerlich fährt er einen alten Citroen 2CV.
Ansonsten hält sich Reiner L. für völlig normal: „Ich stecke bloß im falschen Wagen. Mir hat die Natur einen Streich gespielt.“
Allerdings waren die psychischen Probleme weitaus schwerer, bevor ihm die Ursachen bewusst waren. Als Kind neigte er bei Familienausflügen zu Wutausbrüchen und Weinanfällen. Seine Eltern hielten den sonst so braven Sohn für überlastet oder durch Fernsehen aufgereizt und ahnten nichts von den Qualen, die es ihm bereitete, in ihren VW Golf gezwängt zu werden. Während des Fahrunterrichts in einem Opel litt er permanent unter dem Gefühl: Das bin ich nicht. Als er nach mehreren Jahren Fahrpraxis seinen Renault versehentlich in eine BMW-Werkstatt brachte, schlug ihm höhnisches Gelächter entgegen. Doch dieses peinliche Erlebnis war für ihn der Auslöser, seine Situation klar zu erkennen. „Zum ersten Mal sah ich, was ich bin, was ich sein will und wofür mich die Umgebung hält.“
Anderen Verkehrsteilnehmern mag sein Fahrstil einfach nur unhöflich und rücksichtslos erscheinen. „Wenn ich mich jemandem anvertraue, ernte ich nur verständnisloses Kopfschütteln.“
Dabei ist das Phänomen der Transautomobilität weiter verbreitet, als man gemeinhin vermutet. Schätzungsweise eine halbe Million Betroffene sind auf unseren Straßen unterwegs. Sie fallen nur selten auf, etwa wenn sie Schwierigkeiten haben einzuparken, weil sie glauben, der Wagen würde nicht in die Parklücke passen, oder wenn sie zum heruntergekurbelten Fenster den Arm heraushängen lassen für ein Cabrio-Feeling. Andere montieren einen Fuchsschwanz an den Stern ihres Mercedes. Unfälle geschehen, weil die Besitzer von dem unterschwelligen Verlangen getrieben werden, ihr Fahrzeug loszuwerden. Für manche ist das Autowaschen ein aggressiver Akt gegen das gehasste Objekt. Das meint die Psychologin Renate Coch, die in ihrer Praxis eine Selbsthilfegruppe betreut. „Abhilfe schaffen können wir nicht“, räumt sie ein. „Es kann nur darum gehen zu fragen: Wie will ich damit umgehen? Vielen Autofahrerinnen und Autofahrern hilft es schon, wenn sie merken: Ich bin ja gar nicht die oder der einzige, der oder dem es so geht.“
Während man bei Transsexuellen eine Therapie und geschlechtsumwandelnde Operation vornehmen kann und sich für Personen mit dem falschen Computer oder Telefon schnell die richtigen Angebote finden, sind Menschen, die im falschen Fahrzeug stecken, auf sich allein gestellt. Diejenigen, die sich zu Frau Cochs Gruppe melden, haben meistens schon Erfahrungen mit Mietautos, sagen dazu aber übereinstimmend: „Das ist es auch nicht wirklich.“
Eine Wagenumwandlung ist nicht allein eine Frage des Geldes. Kein unterer Angestellter kann mit einer Karosse der Chefklasse ankommen, ebenso würde sich ein Direktor im Kleinwagen unmöglich machen. So wurde ein Ministerpräsident diskret zum Rücktritt gezwungen, nachdem er in einem smart erwischt worden war.
Die sozialen Wirkungsmechanismen untersucht Dr. Elisabeth Webel-Tutsakis, Lehrbeauftragte für Intersoziokulturelle Wirtschaftspädagogik an der Geschlechterwissenschaftlichen Fakultät in Berlin. „Transautomobile Menschen sind die schwersten Opfer einer herrschenden
Rollenaufteilung in Abhängigkeit von der Zugehörigkeit zu einem Fahrzeugtyp“, so ihr Forschungsergebnis. Zwar gelten die Verkehrsregeln für alle gleichermaßen, doch seien wir von tatsächlicher Gleichberechtigung auf den Straßen weit entfernt. „Der Kampf um Toleranz und Offenheit steht erst am Beginn“, beurteilt sie die Lage, „doch er wird die gesamte Gesellschaft nachhaltig verändern, hin zur Akzeptanz gegenüber der Andersmotorisierten.“
Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, den die Betroffenen wohl besser zu Fuß gehen.
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Notiz: Idee für einen Kurzfilm

Innen, Bahnhofsrestaurant.
Eine Frau mittleren Alters, leicht untersetzt, betritt das Fast-Food-Restaurant. Beim Eingang steht ein Afro. Er ist jung, bunt gekleidet. Die Frau wirft ihm im Vorbeigehen einen scheelen Blick zu. Sie stellt sich an der Theke an und kauft einen Hamburger. Mit dem Tablett geht sie an einen freien Tisch. Nach dem Hinsetzen steht sie gleich wieder auf, um sich noch einen Kaffe zu holen.
Als sie zurück zum Tisch kommt, hat sich ein Afro auf ihren Platz gesetzt und beginnt, den Hamburger auszupacken. Sie spricht ihn an: „Was soll das, hier sitze ich, das ist meiner!“
Der Afro blickt zu ihr auf und lächelt sie etwas verunsichert an. Sie setzt sich auf den anderen Stuhl und sagt noch einmal langsam: „Das ist meiner!“
Aus seinem Blick geht hervor, dass er ihrer Sprache nicht mächtig ist, er erwidert etwas in einer Sprache, die sie nicht versteht. Er packt den Hamburger aus. Sie schüttelt den Kopf und versucht mit Gesten zu verdeutlichen, dass sie darauf Anspruch erhebt, und spricht dazu auch etwas von „Eigentum“, „hier Deutschland“, „habe ich gekauft und hier hingelegt.“
Der Afro schaut der Frau angeregt zu, lächelt sie an, was sie sichtlich irritiert. Als er in den Hamburger hineinbeißt und ihre greifende Handbewegung bemerkt, hält er ihn ihr entgegen. Völlig verblüfft beißt sie ab, etwas schüchtern, von der anderen Seite. Sie schiebt ihm den Becher Kaffee zu, worauf er lachend einen Schluck nimmt.
Sie legt den Hamburger in die Mitte des Tisches, beide essen davon und trinken abwechselnd von dem Kaffee. Sie erzählen einander irgendwelche Sachen von sich, ohne sich von der Sprachbarriere stören zu lassen.
Schließlich zeigt er auf seine Uhr und deutet nach draußen auf den Bahnsteig. Sie meint: „Verstehe, der Zug. Ich bring Sie noch hin.“ Er nickt.
Auf dem Bahnsteig verabschieden sie sich, er steigt in den Zug ein. Sie geht wieder durch die Tür ins Restaurant. Gleich darauf kommt sie wieder herausgerannt und eilt zu dem Zug, der gerade abfährt. An ihrem Tisch hat sie bemerkt, dass er nicht nur ihren Hamburger gegessen, sondern auch noch ihr Portemonnaie und ihre Fahrkarte genommen hat.
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Die Kino-Hits des kommenden Sommers

Auf uns Kino-Fans wartet ein einmaliges Angebot an Filmen, wie wir sie nie zuvor gesehen haben oder die damals anders hießen.

Raining Men

Romantische Komödie über Liebe und Beziehungsstress in der Großstadt. Gwyn, eine beruflich erfolgreiche junge Frau mit den gängigen Neurosen, ist auf der Suche nach dem großen Glück. In einer Verkettung von Affären erlebt sie eine Enttäuschung nach der anderen, bis sie Mister Richtig in dem Manne findet, von dem sie es am wenigsten vermutet hätte: ihrem eigenen Ehemann.

Jurassic Park V

Die Saurier sind inzwischen noch cleverer geworden und besitzen eine Technologie, die der menschlichen weit überlegen ist. Sie verständigen sich mit moderneren Mobiltelefonen, verfügen über das schnellere Internet und haben das bessere Fernsehprogramm. Sie stellen sich dumm und locken Safari-Jäger und andere Touristen auf die Insel und lassen sie hinterrücks in sämtliche Fallen tappen. Am Ende gelingt es der menschlichen Zivilisation lediglich, die Echsen auf ihre Insel zurückzudrängen.

Adólfe

Im Mittelpunkt dieses opulent inszenierten französischen Films steht die geschichtliche Figur aus dem frühen letzten Jahrhundert Hitler zur Zeit seiner Haft. Der in Frankreich von immer mehr Intellektuellen für sein unkonventionelles Denken und seinen unumstößlichen Drang zur Selbstverwirklichung verehrte Autor und spätere Staatsmann steht als Sinnbild für den missverstandenen Geist, der trotz aller Widerstände zu keinen Konzessionen bereit seinen Weg bahnt und bei dem der Tabubruch nicht als billiges Mittel zur Effekthascherei erfolgt, sondern authentische Originalität besitzt. Auf den moralischen Zeigefinger hat man bewusst verzichtet, da der Schwerpunkt auf der Kraft zu eigenen Visionen liegt und die nachfolgende Historie nicht einbezogen wird.

Pearl Harbor II – Jetzt geht´s erst richtig los!

Eine Liebesgeschichte zur Zeit des Zweiten Weltkrieges mit sensationellen Spezialeffekten. Es gehen noch mehr Schiffe unter als in Titanic. Eine amerikanische Frau muss sich zwischen zwei Männern entscheiden, die beide als Soldaten in den Kampf ziehen. Ihr wird die Entscheidung erleichtert, als sie erfährt, dass einer der beiden ein Japaner ist und zur Gegenseite gehört.

Die Gegenbesucher kehren zurück

Ein Ritter aus dem Mittelalter, gespielt von Jean Reno, gerät durch einen magischen Trank in ein Zeitfenster und wird in die Renaissance versetzt, wo er nicht nur wie Gerard Depardieu gehalten wird, sondern auch auf einen ebenfalls zeitversetzten Neandertaler trifft, der aber zwischenzeitlich in der Zukunft war. Das ungleiche Paar durchlebt eine Reihe von amüsanten Abenteuern, bis sie in die Herkunftszeit zurückrutschen, allerdings jeder in die des anderen.

Columbo

In der Kinoadaption der beliebten Fernsehserie drehte Mel Gibson als Inspektor Columbo alle Stuntszenen ohne Double. Und davon gibt es reichlich, nachdem seine Frau von skrupellosen Terroristen entführt wird.

Hamlet

Der neue Zeichentrickfilm im Disney-Stil. Der dänische Prinz kommt einem Komplott seines Onkels auf die Spur, der den Thron an sich reißt und seinen Bruder, den rechtmäßigen König, im Verlies hinter einer eisernen Maske verborgen hält. Statt des Geistes von Hamlet sen. erscheint eine Fee (im Original gesungen von Britney Spears, deutsch von No Angels). Wird auch als Musical aufgeführt.

Das Penthouse

Ein Werbedesigner, dargestellt von Eddie Murphy, macht unentwegt Überstunden, um seine Wohnung seinen Chefs für deren Affären zu überlassen. Da die Agentur von einer Übernahme bedroht ist, verspricht er sich davon höhere Chancen, seinen Job zu behalten. Unterstützt von der attraktiven Fahrstuhlführerin deckt er eine krumme Tour auf, mit denen seine Chefs die Übernehmer austricksen wollten, und wird zur Belohnung übernommen und befördert.

Jurassic Park IV

Die Saurier greifen mit Flugzeugen Pearl Harbor an und besetzen weite Teile Amerikas. Die Amerikaner stellen fest, dass es noch andere Kontinente gibt, und versuchen zu fliehen. Nur eine Gruppe von Umweltschützern ist nicht bereit, die noch stärkeren Verwüstungen hinzunehmen, und organisiert den Kampf. Am Ende werden sie jedoch auf eine abgelegene Insel zurückgedrängt.

Die Siedler

Nach dem beliebten Computerspiel kommt nun die Verfilmung in die Kinos, die sich sehr an die Vorlage hält und somit vor allem die Spieler anspricht.

Marmeláde

Die wohlgeordnete Welt eines kleinen französischen Städtchens gerät durcheinander, als eine attraktive Frau einen Marmeladenladen eröffnet. Die Männer verehren sie heimlich, für jedes Problem hält sie die richtige Konfitüre bereit. Die sublimen erotischen Anspielungen bieten einen Genuss für alle Sinne, was ein Ende findet, als alle Männer des Ortes dick geworden sind.

Jurassic Park VII

Junge, beruflich erfolgreiche Dinosaurier mit den üblichen Großstadtneurosen sind auf der Suche nach der passenden Beziehung. Nach mehreren Enttäuschungen kommen sie darauf, dass es leichter ist, den geeigneten Partner durch Klonung herzustellen. Als durch ein Zeitfenster ein Reptil aus der Kreidezeit in die moderne Epoche versetzt wird, kommt es zu weiteren komischen Verwicklungen.
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